Was ist MODAK?
MODAK - MODalitäten-AKtivierung
MODAK (MODalitäten AKtivierung) ist von der deutschen klinischen Linguistin Dr. Luise Lutz entwickelt. Das sprachtherapeutische Konzept berücksichtigt die Therapie von nahezu allen Aphasieformen in allen Phasen der Rehabilitation. Die Methode basiert auf einer soliden theoretischen Grundlage und Lutz' langjähriger praktischer Erfahrung mit Menschen mit Aphasie.
Das Therapieprogramm besteht aus einem sehr strukturierten Grundprogramm, Satzerweiterungen sowie ergänzenden multimodalen Übungen: Übungen mit aktuellen Bildern, Zeitungen, Texten und Geschichten, die an das individuelle Sprachniveau, die Interessen und Bedürfnisse der Patienten angepasst werden können. Alle Übungen ermutigen die Person mit Aphasie, aktiv zu sein und kommunikativ zu arbeiten.
Charakteristika von MODAK:
- Das übergeordnete Ziel der Therapie ist immer, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und damit dem Aphasiker zu ermöglichen, kommunikativ wieder „Fuß zu fassen"
- Die Therapie kombiniert immer mehrere Sprachmodalitäten (Sprechen-Verstehen-Lesen-Schreiben), um eine höhere Gehirnaktivierung zu erreichen
- Es werden keine Wörter, sondern sprachliche Prozesse trainiert
- Auf der Basis von der grammatischen Grundstruktur bestehend aus Subjekt-Verb-Objekt wird versucht, sprachliche Abläufe in kleinen Schritten zu automatisieren
- Es wird immer in ganzen Sätzen gearbeitet, da Sprache nicht isoliert gebildet wird, sondern immer in einem sprachlichen Kontext steht
- Der Grundgedanke von MODAK ist, dass aphasische Störungen durch eine fehlende oder gestörte Fähigkeit zur neuronalen Aktivierung, Hemmung oder synchronen Verarbeitung von sprachlichen Elementen erklärt werden können
- Die Methode beinhaltet viel Struktur und Vorhersehbarkeit, damit die Patienten wissen, was auf sie zukommt und dadurch besser entspannen können
- Das Therapiematerial wird dem Wissens- und Interessenbereich des einzelnen Patienten angepasst, um dadurch die Motivation zu steigern
- Alle Übungen ermutigen den Aphasiker zu aktivem Handeln und kommunikativem Arbeiten
Das übergeordnete Ziel der MODAK-Therapie ist es, die kommunikativen Fähigkeiten des Aphasikers wiederherzustellen. Während des gesamten Programms wird angestrebt, dass der Aphasiker einen guten kommunikativen Kontakt zu seiner Umgebung wiedererlangt, damit die Voraussetzungen für Aktivität und Teilhabe gegeben werden.
Da das Therapiematerial auf die Wissens- und Interessenbereiche des Aphasikers ausgerichtet ist, wird die Motivation gesteigert. Die Methode basiert auf Struktur und Wiedererkennbarkeit, was dem Aphasiker Ruhe und Sicherheit gibt.
MODAK arbeitet nicht nur mit dem Üben von Wörtern oder Sätzen, sondern auch mit dem Ziel, grundlegende neurophysiologische Schwierigkeiten wie Probleme mit der neuronalen Hemmung, Aktivierung oder synchronen Verarbeitung abzubauen. Diese Schwierigkeiten sind laut Lutz die Ursache für typische aphasische Sprachprobleme wie Paraphasien (Verwendung falscher Laute oder Wörter), Neologismen (Wortneubildungen), Perseverationstendenzen (Wiederholung von Lauten, Silben, Wörtern, Satzteilen oder Themen), Wortfindungsstörungen usw. Das vorgehen ist kleinschrittig. Es wird konsequent in ganzen Sätzen gearbeitet, denn Sprache wird nicht isoliert gebildet, sondern steht immer in einem sprachlichen Kontext.
Das Grundprogramm ist der am häufigsten verwendete Teil des MODAK-Konzepts. Es wurde ursprünglich für Menschen mit schwerer Aphasie entwickelt, kann aber ebenfalls für die Therapie bei mittelschweren Formen der flüssigen und nicht-flüssigen Aphasien verwendet werden. Im Grundprogramm werden alle vier Sprachmodalitäten (Sprechen - Verstehen - Lesen - Schreiben) in systematisch aufgebauten Übungen behandelt. Das Programm basiert auf der Arbeit mit vier Situationsbildern (siehe Beispiele unten), die jeweils durch einen Satz, bestehend aus Subjekt, Verb und Objekt, beschrieben werden können. Die Bilder stellen verschiedene Alltagshandlungen dar.
Die Person mit Aphasie wird ermutigt, verschiedene vorgegebene sprachliche Handlungen auszuführen, die die vier Modalitäten nacheinander kombinieren und einbeziehen. In sieben Schritten (im "Anlauf") wird die Person mit Aphasie ermutigt, Sätze zu identifizieren („Zeigen“), den Bildern zuzuordnen, auf verbale Aufforderung zuerst die Sätze und dann die Bilder zurückzugeben, die Zielwörter aus den entsprechenden Buchstaben zusammenzusetzen, diese mit selbstständigem Einsetzen des betonten Vokals abzuschreiben und schließlich das Zielwort selbstständig zu schreiben. Es folgt ein Dialog zu den vier Bildern, in dem die Person mit Aphasie aufgefordert wird, die in den ersten sieben Schritten im Anlauf rezeptiv verarbeiteten Objekte zu produzieren (siehe Übersicht unten). Auf diese Weise werden die Prozesse der Wortfindung und der Wortproduktion voneinander getrennt, was die Methode für Menschen mit schwerer Aphasie leichter "verdaulich" macht.
Anfänglich kann es notwendig sein, der Person mit Aphasie zu helfen, die richtigen Handlungen während des Programms auszuführen, aber mit der Zeit wird sie in der Lage sein, immer selbständiger an den Übungen teilzunehmen. Zu Beginn konzentriert sich das Programm nur auf die Produktion von Objekten, aber je nach Entwicklung und allgemeinem Sprachniveau der Person wird das Programm schließlich auch die Produktion von Verben und zum Schluss den vollständigen Satz (Subjekt-Verb-Objekt) umfassen. In jeder Therapiesituation werden vier neue Bilder verwendet. Es ist jedoch möglich, dieselben Bilder mehrmals zu verwenden, allerdings in unterschiedlichen Kombinationen.
Die MODAK-Bilder sind beim Kauf des MODAK-Buches enthältlich (Siehe MODAK-Buch)
Sie bestehen aus einer Reihe von Zeichnungen, die eine bestimmte Handlung illustriert. Die Bilder sind als gutes Basismaterial für die Arbeit mit MODAK gedacht, aber es wird auch empfohlen, Bilder oder Fotos aus Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und dem Internet zu sammeln, so dass Sie schließlich über eine vielseitige Bildsammlung verfügen, die an die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten angepasst werden können.
Bei der Zusammenstellung eines Satzes von 4 Bildern für eine Durchführung des Grundprogramms müssen folgende Kriterien beachtet werden:
- Die vier Bilder sollten alle Sätze mit der gleichen Satzstruktur (Subjekt-Verb-direktes Objekt) darstellen.
- Die Objekte sollten nicht den gleichen Anfangslaut haben
- Die Objekte sollten nicht denselben betonten Vokal haben
- Die vier Verben sollten unterschiedlich sein.
Beispiel für vier Bilder aus dem MODAK-Buch:
Für Menschen mit leichter Aphasie ist das Grundprogramm oft nur für kurze Zeit oder vielleicht gar nicht relevant. Es kann dann sinnvoll sein, stattdessen (zusätzlich zu den multimodalen Übungen) mit MODAK-Satzerweiterungen zu arbeiten. Für diese Patienten gibt es eine Reihe von Dialogübungen zu den vier Bildern, die, immer noch auf der Grundstruktur Subjekt-Verb-Objekt-Objekt aufbauend, Satzerweiterungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad erarbeiten - zunächst ohne und später mit Wortumstellung im Satz. Die Arbeit erfolgt immer kleinschrittig und jede neue Erweiterung kann durch neu geschriebene Satzstreifen visuell unterstützt werden.
Hinter allen Satzerweiterungen steht immer der Wunsch, die kommunikativen Fähigkeiten des Aphasikers zu steigern; den Menschen mit Aphasie zu ermöglichen, die enorme Anzahl von Programmier- und Produktionsprozessen von der kognitiven Ebene aus zu steuern und sich wieder als aktiv handelnde Person in Kontakt mit seiner Umwelt zu fühlen.
Neben der Arbeit mit grammatikalischen Strukturen ist es immer empfehlenswert, kommunikative Übungen mit aktuellen oder interessanten Themen, die für die Person relevant und interessant sind, hinzuzufügen.
Es reicht nicht aus, einfach nur Wörter und Sätze zu üben. Genauso wie ein Satz nicht nur die Summe seiner Wörter ist, ist auch die Sprache nicht nur die Summe ihrer Sätze und Grammatik. Zur Sprache gehört viel mehr als das, was wir in den wenigen Wochenstunden mit den Patienten erarbeiten können.
Sprache wird von Impulsen bewegt, die entweder von innen kommen - durch unsere Erinnerungen, Wünsche oder Absichten - oder von außen kommen; durch die Situation, Äußerungen unseres Gesprächspartners und vor allem durch alles, was in der Welt geschieht und unsere Gedanken in Bewegung setzt. Dies gilt auch für Menschen mit Aphasie.
Je mehr sich Menschen mit Aphasie von den Ereignissen in der Welt inspirieren lassen, desto besser können sie Worte finden, um darüber zu sprechen.
Es geht also darum, den Menschen mit Aphasie zu inspirieren, wieder den Mut zu haben, sich mitzuteilen und sein eigenes Wissen, seine Meinung, seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.
In MODAK arbeiten wir daher kommunikativ mit Zeitungsüberschriften, Nachrichten, Artikeln, Fotoreportagen, aktuellen oder persönlichen Bildern, die die Person mit Aphasie interessieren. Es gibt eine Reihe von MODAK-Übungen, die auf einer angepassten sprachlichen Struktur beruhen, die es aber gleichzeitig der Person mit Aphasie ermöglichen, mit Hilfe des Sprachtherapeuten das auszudrücken, wozu sie während des Gesprächs angeregt wird.
MODAK wurde bisher noch nicht in systematischen und kontrollierten Studien getestet. Eine solche Prüfung ist sowohl wünschenswert als auch notwendig. Allerdings gibt es sowohl in Dänemark als auch in Deutschland ein zunehmendes Interesse an der Erforschung von MODAK, was zu kleinen qualitativen Studien über den Effekt der Methode bei einzelnen Aphasikern in einem begrenzten, intensiven Programm geführt hat. Angesichts der guten praktischen Erfahrungen und des soliden theoretischen Fundaments, auf dem die Methode beruht, ist MODAK ein wirksames und sehr nützliches Instrument für die Therapie von Menschen mit Aphasie.
MODAK wurde von der deutschen klinischen Linguistin und Sprachtherapeutin Dr. Luise Lutz in den 1980er Jahren entwickelt. Die Methode ist seit vielen Jahren in Deutschland bekannt und wird von zahlreichen Sprachtherapeuten eingesetzt. Dr. Luise Lutz entwickelte das Konzept auf der Grundlage ihrer praktischen Arbeit mit schweren Aphasikern nach langjähriger Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. Seitdem hat Dr. Lutz jedes Jahr zahlreiche MODAK-Kurse in Deutschland und Österreich und gelegentlich in der Schweiz, Belgien, Australien usw. abgehalten. Im Jahr 2012 wurde der erste dänische MODAK-Kurs in enger Zusammenarbeit zwischen Luise Lutz und Karina Lønborg durchgeführt, woraufhin die Methode übersetzt und an die dänische Aphasietherapie angepasst wurde. Im Jahr 2016 übernahm Karina Lønborg alle Kurse im deutschsprachigen Raum und in Dänemark und führte die Methode in Schweden ein. Für 2023 ist auch in Norwegen ein Online-Kurs geplant.
Dr. Luise Lutz
- Studium der Linguistik (Schwerpunkt: Neurolinguistik/Patholinguistik), Sprachheilpädagogik, und Psychologie an den Universitäten Hamburg, Edinburgh, Paris und Brüssel
- 15 Jahre Lehrtätigkeit im Bereich Neurolinguistik/Patholinguistik an den Universitäten Hamburg, Bremen, Osnabrück und der Humboldt-Universität zu Berlin
- Arbeitete seit 1979 als klinischer Linguist/Sprachtherapeut im Bereich "Neurologische Rehabilitation" und hat das MODAK-Konzept für die Therapie mit Aphasikern entwickelt
- Langjährige Tätigkeit in der Aphasiker-Selbsthilfe
- Autorin der Bücher: "Das Schweigen verstehen", Springer 2011 und "MODAK - Modalitätenaktivierung in der Aphasietherapie", Springer Verlag, 1997, 2009, 2016
- Bis 2016 zahlreiche Vorträge und Kurse zu Aphasie und MODAK in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark gehalten
- Bis zu ihrem Tod im Jahr 2022 (im Alter von 91 Jahren) entwickelte sie das MODAK-Konzept weiter, seit 2012 in enger Zusammenarbeit mit Karina Lønborg
Karina Lønborg
- ist ausgebildete "Dipl. Sprachheilpädagogin" an der Universität Dortmund im Jahr 1995
- Arbeitete 14 Jahre lang mit allen sprachtherapeutischen Störungsbildern mit Kindern und Erwachsenen in einer privaten logopädischen Praxis in Oberhausen, Deutschland
- Seit 2009 ist sie am ViSP Kommunikationscenter in Næstved angestellt, wo sie als sprachtherapeutische Konsulentin im Bereich Aphasie und Dysarthrie arbeitet
- Arbeitet seit 2011 intensiv mit MODAK und hat in enger Zusammenarbeit mit der Autorin Dr. Luise Lutz die Methode und das MODAK-Buch ins Dänische übersetzt.
- Bietet seit 2012 Kurse in der MODAK-Methode in Dänemark und seit 2016 in Deutschland, Österreich, Norwegen und Schweden an
- Entwickelte die MODAK-App in Zusammenarbeit mit dem Sprachtherapeuten Mads Møllevang Nielsen und dem Neuropsychologen Palle Møller Petersen
- Arbeitet derzeit an einer neuen, überarbeiteten Auflage der deutschen Version des MODAK-Buches, wobei sie sich auf die Themen MODAK-Gruppentherapie und die Arbeit mit Angehörigen spezialisiert hat.
Hier finden Sie eine Übersicht über die kommenden MODAK-Kurse
Um die Methode in der Praxis optimal anwenden zu können, empfehlen wir Ihnen die Teilnahme an einem MODAK-Seminar.
Die MODAK-Kurse finden entweder als Präsensveranstaltungen oder als Onlineseminare statt. Lesen Sie mehr in der untenstehenden Seminarübersicht.
Wenn Sie noch mehr über MODAK lesen möchten, empfehlen wir folgendes Buch:
Luise Lutz: Modalitätenaktivierung in der Aphasietherapie. Ein Therapieprogramm, 3. Auflage, Springer Verlag, 2016
In wenigen Monaten wird die revidierte Neuauflage des MODAK-Buchs erscheinen:
Luise Lutz, Karina Lønborg: Modalitätenaktivierung in der Aphasietherapie. Ein Therapieprogramm, 4. Auflage Springer Verlag, 2023
Das praxisbezogene Buch ist sowohl als E-Buch als auch in Papierformat erhältlich. In der 4. Auflage erhalten Sie zusätzlich zwei Kapitel über die MODAK Gruppentherapie und die Arbeit mit Angehörigen. Die Neuauflage verfügt zusätzlich über die MODAK-Bilder in digitaler Form, sowie Links zu Videobeispielen für die praktische Arbeit mit MODAK.
Eine digitale Version von MODAK
Die MODAK-App beinhaltet die digitale Version des MODAK-Grundprogramms. Es ist nicht möglich gewesen, alle Elemente zu übersetzen, daher wird sich die App-Version von MODAK in einigen Punkten von der regulären Version unterscheiden. Zum Beispiel werden die Schritte zum Wortlegen und Schreiben mit einer Tastatur statt mit einem Stift ausgeführt.
Die App ist so gestaltet, dass sie von Menschen mit leichter, mittlerer und schwerer Aphasie genutzt werden kann. Deshalb haben wir für jeden Schritt eine spezielle Hilfe erstellt, die sowohl durch Zeit (wenn der Benutzer passiv ist) als auch durch Fehler (wenn der Benutzer die falsche Taste drückt) aktiviert wird. Die Hilfe ist in einer Hierarchie organisiert, so dass der Benutzer bei Bedarf immer mehr Hilfe erhält. Diese Hilfestellungen sollen sicherstellen, dass den Personen mit Aphasie immer weitergeholfen wird, und dass sie möglichst ohne Unterstützung von anderen selbständig mit den Übungen arbeiten können.
Motivation für die Entwicklung der MODAK-App
Studien der letzten Jahre haben vielversprechende Hinweise darauf geliefert, dass Menschen mit Aphasie in der Lage sind, zu Hause mit Apps zu trainieren, auch wenn sie keine oder nur wenig Erfahrung mit diesem Format haben (Kurland et al., 2018). Tablet-Training hat den zusätzlichen Vorteil, dass Menschen mit Aphasie genau dann trainieren können, wenn sie Zeit, Lust und Energie dazu haben.
Die MODAK-App ist als Ergänzung zur bestehenden Sprachtherapie und als Selbsttrainings-App für Menschen mit chronischer Aphasie nach vollendeter Therapie, gedacht. Daher haben wir uns bemüht, eine leicht zugängliche App zu erstellen, die den Menschen mit Aphasie die bestmöglichen Voraussetzungen für ein selbstgesteuertes Training bietet.
Die MODAK-App gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nur in dänischer Sprache. Eine Übersetzung ins Deutsche ist aber für die Zukunft geplant.
Link MODAK-film
Kurse
Hier finden Sie die Übersicht der kommenden Kurse